„Im Takt der Absätze“

Sie stehen im Schrank wie stumme Skulpturen,

hoch aufragend, schmal, glänzend,

als wären sie nicht aus Leder und Lack,

sondern aus Versprechen gemacht.

Sie warten nicht, sie fordern –

Blickkontakt, Mut, Haltung.

Denn High Heels tragen sich nicht,

sie tragen dich.

Ein Riemchen hier, ein feiner Schliff dort,

ein Bogen, der sich dem Fuß anschmiegt

wie ein gut gehütetes Geheimnis.

Sie wissen um ihre Wirkung,

um die Linie, die sie zeichnen,

wenn die Ferse sich hebt

und der Körper sich aufrichtet –

ein Hauch von Königin in jeder Bewegung.

Der erste Schritt ist immer ein Schwur.

Nicht der Bequemlichkeit, sondern der Eleganz.

Nicht der Eile, sondern dem Moment.

Mit High Heels wird jeder Gang zur Zeremonie.

Die Straße wird zur Bühne,

und das Pflaster trägt deinen Namen.

Sie tun weh, sagen viele.

Aber Schmerz ist relativ,

wenn Stolz dich durchpulst,

wenn du merkst,

wie sich Blicke an dir verfangen,

wie der Raum innehält,

nur weil du ihn betrittst.

Sie sind ein Spiel mit der Schwerkraft,

eine stille Provokation.

Macht, in Leder gegossen.

Femininität, in Stahl gehüllt.

Du wirst nicht einfach gesehen –

du wirst gelesen,

Zeile für Zeile,

Klick für Klick.

Doch sie sind auch ein Tanz auf Messers Schneide.

Nachts, wenn der Glanz verblasst

und der Spiegel Ehrlichkeit flüstert,

legen sie ihre Masken ab

und werden wieder nur Schuhe.

Sie wissen um die Müdigkeit in den Waden,

um die Blasen, die Erinnerungen tragen

an lange Wege,

an Fluchten aus Partys

oder stille Heimwege im Morgengrauen.

Und trotzdem stellst du sie wieder hin –

aufrecht, bereit.

Denn es gibt Tage,

an denen du nicht einfach nur gehen willst,

sondern schreiten musst.

Tage, an denen der Boden zu weit weg ist

und du die Welt von oben brauchst,

wenn auch nur um ein paar Zentimeter.

High Heels sind kein Accessoire.

Sie sind eine Haltung.

Ein Statement.

Ein Gedicht mit Absatz.

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