„Wo das Verlangen wohnt“

Dort, wo die Schatten flüstern

und das Licht nicht alles zeigen darf,

wo die Gedanken sich wie Seide um das Unausgesprochene legen –

dort beginnt es.

Nicht laut. Nicht grell.

Sondern wie ein Atemzug,

den man erst spürt, wenn er schon längst

unter die Haut gedrungen ist.

Der Fetisch – kein Fehler, kein Makel.

Ein Teil der Seele,

der seine Sprache in Formen spricht,

in Stoffen, Klängen, Blicken.

Ein leises Beben,

das durch den Körper wandert wie Strom durch feuchte Erde,

auf der das Begehren Wurzeln schlägt.

Es ist kein Spiel,

es ist ein Ritual.

Heilig fast –

dies Einlassen auf das Andere, das Tiefe, das Wahre.

Ein Reißverschluss kann mehr sagen als ein ganzer Monolog,

ein Knoten mehr offenbaren als jedes offene Wort.

Es geht nicht um Schmerz.

Nicht um Dominanz.

Nicht einmal um Lust allein.

Es geht um Wahrheit. Um Nähe. Um Fallenlassen.

Ein Hauch Leder auf nackter Haut –

wie das Versprechen, gehalten zu werden.

Ein leises Klirren von Metall –

wie ein Schlüssel zur innersten Tür.

Ein Blick, der fragt:

“Darf ich dich sehen, so wie du bist?”

Und ein Körper, der antwortet, ohne zu zögern.

Manches Begehren lässt sich nicht in Normen kleiden.

Es reißt sich los vom Alltäglichen,

will riechen, schmecken, fühlen

mit allen Sinnen –

ungefiltert, unzensiert, ungeniert.

Denn was ist der Mensch,

wenn er sich nicht selbst berühren darf?

Wenn er nicht erforschen darf,

was ihn in den Tiefen bewegt –

jenseits von Rollen, Moral, Scham?

Der Fetisch ist kein Käfig.

Er ist Flügel aus ungewöhnlichem Stoff.

Man trägt ihn nicht vor allen,

aber wer ihn erkennt,

sieht darin das Schönste:

Einen Menschen, der sich kennt.

Der sich annimmt.

Der sich zeigt – nicht nackt, sondern echt.

Und so ist es keine Flucht,

sondern eine Rückkehr:

in den Körper,

in die Fantasie,

in die vollkommene Gegenwart.

In das Jetzt, das nicht urteilt,

sondern einfach nur fühlt.

Dort, wo das Verlangen wohnt,

beginnt kein Ende –

sondern ein Erwachen.

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